TeufelsgrabenIn der Nähe des Dorfes Rappersdorf, das nicht weit von der Stadt Strehlen in Niederschlesien liegt, erblickt man in flachem Boden einen tiefen Graben, gegen einen etwas entfernten Bach laufend, welcher vom Volk der Teufelsgraben genannt wird. Ein Bauer aus Rappersdorf war sehr in Not, weil er nicht wußte, wie er das überhandnehmende Regenwasser von seinen Feldern ableiten solle. Da erschien der Teufel vor ihm und sprach: "Gib mir sieben Arbeiter zur Hilfe, so will ich dir noch in dieser Nacht einen Graben machen, der alles Wasser von deinen Äckern abzieht und fertig sein soll, eh der Morgen graut." Der Bauer willigte ein und überlieferte dem Teufel die Arbeiter mit ihren Werkzeugen. Als er am folgenden Tag hinausging, die Arbeit zu besichtigen, war zwar der große breite Graben vollendet, aber die Arbeitsleute waren verschwunden, bis man die zerrissenen Glieder dieser Unglücklichen auf den Feldern ringsumher zerstreut fand. Der Kessel mit ButterUnter einem Berg des Vispertales, nicht weit von Alttesch, soll ein ganzes Dorf mit Kirche und Häusern vergraben liegen, und die Ursache dieses Unglücks wird so erzählt: Eine Bäuerin stand vorzeiten an ihrem Herd und hatte einen Kessel mit Anke, welche sie auslassen wollte, über dem Feuer hangen; der Kessel war gerade halb voll Sud. Da kam ein Mann des Weges vorbei und sprach sie an, daß sie ihm etwas von der Anke zu seiner Speise geben möchte. Die Frau war aber hartherzig und sagte: "Ich brauch alles für mich selber und kann nichts davon verschenken." Da wandte sich der Mann und sprach: "Hättest du mir ein weniges gegeben, so wollt ich deinen Kessel so begabt haben, daß er stets bis zum Rand voll gewesen und nimmer leer geworden wäre." Dieser Mann war unser Herrgott selber. Das Dorf aber war seit der Zeit verflucht und wurde von einem Bergsturz ganz überschüttet, so daß nichts mehr davon am Licht ist als die Fläche des Kirchenaltars, der ehedem im Ort gestanden; über den fließt nämlich jetzt das Bächlein, das vorher unter ihm hingeflossen und sich nun durch die Schlucht der Felsen windet. Das Muttergottesbild am FelsenIm Vispertal an einer schroffen Felsenwand des Rätibergs hinter St. Niklas stehet hoch oben, den Augen kaum sichtbar, ein kleines Marienbild im Stein. Es stand sonst unten am Weg in einem jetzt leeren Kapellchen, daß die vorbeigehenden Leute davor beten konnten. Einmal aber geschah's, daß ein gottloser Mensch, dessen Wünsche unerhört geblieben waren, Kot nahm und das heilige Bild damit bewarf; es weinte Tränen: als er aber den Frevel wiederholte, da eilte es fort, hoch an die Wand hinauf, und wollte sich auf das Flehen der Leute nicht wieder herunterbegeben. Den Fels hinanzuklimmen und es zurückzuholen war ganz unmöglich; eher, dachten die Leute, könnten sie ihm oben vom Gipfel herab nahen, erstiegen den Berg und wollten einen Mann, mit starken Stricken umwunden, soweit herniederschweben lassen, bis er vor das Bild käme und es in Empfang nehmen könnte. Allein im Herunterlassen wurde der Strick, woran sie ihn oben festhielten, unten zu immer dünner und dünner, ja, als er eben dem Bild nah kam, so dünn wie ein Haar, daß den Menschen eine schreckliche Angst befiel und er hinaufrief: sie sollten ihn um Gottes willen zurückziehen, sonst wär er verloren. Also zogen sie ihn wieder hinauf, und die Seile erlangten zusehends die vorige Stärke. Da mußten die Leute von dem Gnadenbild abstehen und bekamen es nimmer wieder.
Das Gnadenbild aus dem Lärchenstock zu WaldrastIm Jahr 1392 sandte die große Frau im Himmel einen Engel aus nach Tirol in die Waldrast auf dem Serlesberg. Der trat vor einen hohlen Lärchenstock und sprach zu ihm im Namen der Gottesmutter: "Du Stock sollst der Frauen im Himmel Bild fruchten!" Das Bild wuchs nun im Stock, und zwei fromme Hirtenknaben, Hänsle und Peterle aus dem Dorfe Mizens, gewahrten sein zuerst im Jahre 1407. Verwundert liefen sie hinab zu den Bauern und erzählten: "Gehet auf das Gebirg, da stehet etwas Wunderbarliches im hohlen Stock, wir trauten uns nicht, es anzurühren." Das heilige Bild wurde nun erkannt, mit einer Säge aus dem Stock geschnitten und einstweilen nach Matrey gebracht. Da stand es, bis daß ihm eine eigene Kirche zur Waldrast selbst gebauet wurde, dazu bediente sich Unsere Liebe Frau eines armen Holzhackers namens Lusch, gesessen zu Matrey. Als der eines Pfingsttags nacht in seinem Bett lag und schlief, kam eine Stimme, redete zu dreien Malen und sprach: "Schläfst du oder wachst du?" Und beim drittenmal erwachte er und frug: "Wer bist du oder was willst du?" Die Stimme sprach: "Du sollst aufbringen eine Kapelle in der Ehre Unserer Lieben Frauen auf der Waldrast." Da sprach der Holzhauer: "Das will ich nit tun." Aber die Stimme kehrte wieder zu der andern Pfingsttagnacht und redete mit ihm in der Maß als zuvor. Da sprach er: "Ich bin zu arm dazu." Da kam die Stimme zu der dritten Pfingsttagnacht abermal an sein Bett und redete als vor. Also hatte er dreier Nacht keine vor Sorgen geschlafen und antwortete der Stimme: "Wie meinest du's, daß du nicht von mir willt lassen?" Da sprach die Stimme: "Du sollt es tun!" Da sprach er: "Ich will sein nit tun!" Da nahm es ihn und hob ihn gerad auf in die Höhe und sagte: "Du sollst es tun, berate dich drum!" Da gedacht er: O ich armer Mann, was rat ich, daß ich's recht tue? und sprach, er wollte es tun, wo er nur die rechte Stätte wüßte. Die Stimme sprach: "Im Wald ist ein grüner Fleck im Moose, da leg dich nieder und raste, so wird dir wohl kundgetan die rechte Stätte." Der Holzhauer machte sich auf, legte sich hin auf das Moos und rastete (davon heißt der Ort die Rast im Walde, Waldrast). Wie er entschlafen war, hörte er im Schlafe zwei Glöckel. Da wachte er und sah vor sich auf dem Flecken, da jetzund die Kirche stehet, eine Frau in weißen Kleidern und hätte ein Kind am Arm, des ward ihm nur ein Blick1). Da gedachte er: Allmächtiger Gott, da ist freilich die rechte Statt! Und ging auf die Statt, da er das Bild gesehen hatte, und merkt's aus nach dem, als er vermeinte eine Kirche zu machen, und die Glöckel klungen, bis er ausgemerkt hatte, hernach hörte er sie nicht mehr. Da sprach er: "Lieber Gott, wie soll ich's verbringen? Ich bin arm und habe kein Gut, da ich solchen Bau mit verbringen möge." Da sprach wiederum die Stimme: "So geh zu frommen Leuten, die geben dir wohl alsoviel, daß du es verbringst. Und wann es geschiehet, daß man es weihen soll, da wird es stillstehen sechsunddreißig Jahr, darnach wird es fürgäng und werden große Zeichen da geschehen zu ewigen Zeiten." Und da er die Kapelle anfangen wollte zu machen, ging er zu seinem Beichtvater und tät ihm das kund. Da schuf er ihn vor den Bischof gen Brixen, da ging er zu fünf Malen gen Brixen, daß ihm der Bischof den Bau und die Kapelle zu machen erlaubte. Das tat der Bischof und ist geschehen am Erchtag (Dienstag) vor St. Pankratius im Jahre 1409. 1. Das heißt, er sah die Erscheinung nur einen Augenblick. Mauerkalk mit Wein gelöschtIm Jahre 1450 wuchsen zu Österreich so saure Trauben, daß die meisten Bürgersleute den gekelterten Wein in die offene Straße ausschütteten, weil sie ihn seiner Herbheit halber nicht trinken mochten. Diesen Wein nannte man Reifbeißer; nach einigen, weil der Reif die Trauben verderbt, nach andern, weil der Wein die Dauben und Reife der Fässer mit seiner Schärfe gebissen hätte. Da ließ Friedrich III., römischer König, ein Gebot ausgehen, daß niemand so die Gabe Gottes vergießen solle, und wer den Wein nicht trinken möge, habe ihn auf den Stephanskirchhof zu führen, da solle der Kalk im Wein gelöscht und die Kirche damit gebaut werden. Zu Glatz, gegen dem böhmischen Tor wärts, stehet ein alter Turm, rund und ziemlich hoch; man nennt ihn Heidenturm, weil er vor uralten Zeiten im Heidentum erbaut worden. Er hat starke Mauern und soll der Kalk dazu mit eitel Wein zubereitet worden sein. Die vier HufeisenZu Ellrich waren ehedem an der Türe der alten Kirche vier ungeheure Hufeisen festgenagelt und wurden von allen Leuten angestaunt; seit die Kirche eingefallen ist, werden sie in des Pfarrers Wohnung aufbewahrt. Vor alten Zeiten soll Ernst Graf zu Klettenberg eines Sonntagsmorgens nach Ellrich geritten sein, um dort durch Trinken den ausgesetzten Ehrenpreis einer Goldkette zu gewinnen. Er erlangte auch den Dank vor vielen andern, und die Kette um den Hals angetan, wollte er durch das Städtlein nach Klettenberg zurückkehren. In der Vorstadt hörte er in der Niklaskirche die Vesper singen; im Taumel reitet er durch die Gemeinde bis vor den Altar; kaum betritt das Roß dessen Stufen, so fallen ihm plötzlich alle vier Hufeisen ab, und es sinkt samt seinem Reiter nieder. Sündliche LiebeAuf dem Petersberge bei Erfurt ist ein Begräbnis von Bruder und Schwester, die auf dem etwas erhabenen Leichensteine abgebildet sind. Die Schwester war so schön, daß der Bruder, als er eine Zeitlang in der Fremde zugebracht und wiederkam, eine heftige Liebe zu ihr faßte und mit ihr sündigte. Beiden riß alsbald der Teufel das Haupt ab. Auf dem Leichensteine wurden ihre Bildnisse ausgehauen, aber die Köpfe verschwanden auch hier von den Leibern, und es blieb nur der Stachel, woran sie befestigt waren. Man setzte andere von Messing darauf, aber auch diese kamen fort, ja, wenn man nur mit Kreide Gesichter darüber zeichnete, so war andern Tags alles wieder ausgelöscht. Regenbogen über VerurteiltenAls im Juni 1621 zu Prag siebenundzwanzig angesehene Männer, welche in den böhmischen Aufruhr verwickelt waren, sollten hingerichtet werden, rief einer derselben, Joh. Kutnauer, Bürgerhauptmann in der Altstadt, inständig zum Himmel empor, daß ihm und seinen Mitbürgern ein Zeichen der Gnade gegeben werde, und mit so viel Vertrauen, daß er sprach, er zweifle gar nicht, ein solches zu erhalten. Als nun der Vollzug der Todesstrafen eben beginnen sollte, erschien nach einem kleinen Regen über dem sogenannten Lorenzberge ein kreuzweis übereinandergehender Regenbogen, der bei einer Stunde zum Troste der Verurteilten stehenblieb. |